Es ist in Deutschland üblich weite Strecken zur Arbeit und natürlich auch auf dem Heimweg zurückzulegen. Diese sog. Pendler sollen häufiger Schwierigkeiten mit der Gesundheit bekommen, als andere Angestellte. Um dieser Begebenheit näher auf den Grund zu gehen, hat die AOK einen Experten auf diesem Gebiet konsultiert. Dr. Steffen Häfner untersucht seit vielen Jahren diese Pendler. Er ist Oberarzt an der Universitätsklinik in Tübingen.

In dem Gespräch spricht Häfner sofort von Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Formulierung Nebenwirkungen scheint ihm die Folgen des Pendelns noch zu verharmlosen. Er selber gehört ebenso zu der Gruppe von Menschen, die täglich zahlreiche Kilometer fahren. Häfner hat seine 90 Kilometer schon mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Auto zurückgelegt. Aber ab wann wird eigentlich von einem Pendler gesprochen? Häfner definiert den Begriff, in Anlehnung an wissenschaftliche Ausarbeitungen, wie folgt:

„Demnach bezeichne ich jemanden als Pendler, der täglich mehr als 45 Minuten für die Hin- und Rückfahrt benötigt, also mehr als 1,5 Stunden pro Tag unterwegs ist.“

Gründe für das Pendeln gibt es viele. Häufig stimmt der Arbeitsort nicht mit der privaten Lebensplanung überein. Wer über eine Familie verfügt, der muss einen Platz für seine Kinder haben. Kindergärten, Schulen und Sportvereine müssen leicht erreichbar sein. Da wird schon mal ein längerer Weg zur Arbeit auf sich genommen. Aber auch betriebliche Versetzungen oder Umsetzungen können für eine lange Anfahrt sorgen.

Häfner spricht von folgenden Auswirkungen auf die Gesundheit bei Pendlern:

  • Nackenschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • übermäßiges Schlafbedürfnis
  • Rückenschmerzen
  • Müdigkeit
  • Gelenk- und Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Völlegefühl
  • Erschöpfbarkeit
  • Schwindelgefühl

Im Winter sollten sich Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel über mehr Infektionen im Klaren sein, da diese mit sehr vielen Menschen in Kontakt kommen. Auch die Angst vor der verspäteten Ankunft am Arbeitsplatz fährt bei den Pendlern mit. Wer von den positiven Aspekten des Pendelns spricht, der macht sich etwas vor. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind unbestritten und oftmals wird das Pendeln auch nur als Übergangslösung angedacht, weitet sich dann jedoch über Jahre aus.

Häfner rät sich zeitig auf den Weg zur Arbeit zu machen, um Stress gleich in Vorlauf zu vermeiden. Ein frühes Schlafengehen sei nur für die Wenigsten eine Lösung, da jeder Mensch seinen eigenen Schlafrhythmus hat. Ein Jobwechsel ist natürlich auch keine Alternative. Aber Pendler sollten darüber nachdenken, wie der Stress vermieden werden kann.

Die Fahrt angenehm zu gestalten ist eine Möglichkeit ihr einen Sinn zu geben. Dadurch wird dem Pendeln ein positiver Aspekt abgerungen. Beim Autofahren können CDs gehört werden auch Hörbücher werden immer beliebter. Im Bus oder im Zug ist es möglich einen Teil der Arbeit zu erledigen oder ebenfalls zu lesen. Hat das Pendeln einen Sinn, so wird es auch als angenehmer empfunden. Auch Fahrgemeinschaften stellen eine Möglichkeit dar. Dabei ist die Belastung für den Fahrer jedoch höher, daher sollte sich unbedingt abgewechselt werden, rät Häfner.

Wer gleich gestresst zur Arbeit gelangt, der wird dieses „Päckchen“ den ganzen Tag mit sich herumtragen. Eine gemütliche Anreise bietet den Vorteil der Gelassenheit und lässt den Arbeitnehmer konzentriert sein Tagwerk verrichten.